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Hermann Härtel

IPN

Üben im Internet

Integration von Hypertext und Simulation

Im Arbeitsgebiet "Computerunterstütztes Lernen" am IPN werden seit mehreren Jahren Entwicklungsarbeiten durchgeführt, die durch den Einsatz von Computersimulationen das Lehren und Lernen im Physikunterricht unterstützen und verbessern sollen.

In Ergänzung dieser Arbeiten wurde die Möglichkeit der Vernetzung aufgegriffen mit dem Ziel, dem Mangel an didaktisch anspruchsvollem Übungsmaterial abzuhelfen und damit einen konstruktiven Beitrag zu einem didaktischen Grundproblem zu liefern.

Die Bedeutung eigenständigen Übens zur Sicherstellung und Vertiefung eines Lernergebnisses wird wohl von niemandem bestritten, in aller Regel aber weitgehend in die Verantwortung der Lernenden verlegt. Dabei wird häufig übersehen, daß die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel wie Lehrbuch und Aufgabenkatalog gerade für diejenigen Schüler wenig motivierend und hilfreich sind, die dieses Üben besonders nötig haben.

Simulationsbasierte und zum Unterrichtsinhalt passende Übungsmaterialien, die außerdem im Netz verfügbar und damit jederzeit abrufbar sind, schaffen eine qualitativ verbesserte Ausgangsposition, um gerade auch die leistungsschwächeren Schüler zum eigenständigen Üben zu motivieren.

Konkretisiert wurde diese Idee anhand eines Simulationsprogramms, genannt xyZET, mit dem sich eine große Zahl unterschiedlicher Vorgänge und Konzepte physikalischer Natur veranschaulichen lassen. Die Steuerung dieses Programms kann auf zwei unterschiedliche Arten geschehen: über die zum Programm gehörende Bedieneroberfläche sowie über aktive Links innerhalb eines Hypertext-Dokumentes im html-Format.

Die letztere Möglichkeit ist hier die entscheidende. Durch die Verwendung des html-Formats sind die erstellten Übungsmaterialien im Internet zugänglich mit all den damit verbundenen Vorteilen (zentrale Verwaltung, Ort-, Zeit- und Plattformunabhängigkeit). Unter Verwendung der neu auf dem Markt erscheinenden Editoren wird eine Veränderung bzw. Anpassung solcher Dokumente an aktuelle Bedürfnisse zu einer Routineangelegenheit. Als weiterer Vorteil kommt hinzu, daß für diese Art des Einsatzes von Simulationen die Schüler nicht mit einer komplexen Bedieneroberfläche konfrontiert werden, die überfordert oder ablenkt. Vielmehr besteht die einzige Bedienungsaufgabe darin, einzelne, sich selbst erklärende Zeilen anzuwählen, die in den Aufgabentext eingebettet sind.

Bei der Entwicklung von Übungsmaterialien besteht somit die Möglichkeit, in den Text einzelne Befehlszeilen einzufügen, die bei Anwahl bestimmte Simulationen aufrufen, steuern, Parameterwerte setzen, Alternativen vorstellen, Lösungshinweise geben u.ä. Selbstverständlich können auch Teile der Bedieneroberfläche aufgerufen werden, um Raum für mehr eigenständiges, entdeckendes Lernen zur Verfügung zu stellen. Die Einfügung solcher Befehle bedarf einer Einführung, ist jedoch ohne tiefergehende System- oder Programmierkenntnisse zu leisten. Die Aufgabe besteht darin, bei der Erstellung und Namensgebung kurzer batch-Dateien eine bestimmte Syntax zu befolgen.

Wie schon erwähnt kann das am IPN entwickelte Simulationsprogramm xyZET durch einzelne, von außen eingegebene Befehle gesteuert werden. Somit eignet es sich sehr gut dazu, das Potential des hier skizzierten Ansatzes zu demonstrieren. In diesem Sinne wurde in dem IPN-Arbeitsgebiet "Computerunterstütztes Lernen" Material für einen Einführungskurs zum Thema Mechanik entwickelt, der den Stoff eines entsprechenden Kurses der 11. Klasse umfaßt. Die in diesem Material angesprochenen Themen sind: Koordinaten im Raum, Geschwindigkeit, Beschleunigung, Zeitdiagramme, Grundgesetz der Mechanik, Hookesches Gesetz, Vektoren und Komponenten, Wurfbewegungen/Gravitationsgesetz, Actio = Reactio, Massenmittelpunkt, Kollision, Kreisbewegung, Arbeit und Energie, Harmonischer Oszillator, Pendel.

Dieses Material wurde in zwei Durchgängen unter Laborbedingungen am IPN evaluiert. Zur Zeit läuft mit einer revidierten Fassung eine Erprobung mit einer 11. Schulklasse eines Kieler Fachgymnasiums, die für das gesamte Schuljahr geplant ist.

Um dieses Kursmaterial zu verwenden, muß das Programm xyZET auf dem lokalen Rechner installiert sein, während die für den Mechanikkurs entwickelten Anleitungs- und Arbeitsblätter im html-Format entweder ebenfalls lokal vorhanden sind oder von einem beliebigen Rechner im Schulnetz oder im Internet abgerufen werden können.

Zukünftige Entwicklung

Durch Verwendung der Computersprache Java kann diese technische Anordnung (Simulationsprogramm lokal - Arbeitsblätter im Netzt) zukünftig noch vereinfacht werden, in dem auch der Programmcode für die Simulation über das Netz verfügbar gemacht wird.

Java ist eine universelle Programmiersprache, die speziell für netzbasierte Anwendungen entwickelt wurde. Der Java-Programmcode wird bei Aufruf einer html-Seite automatisch in den Speicher der eigenen Maschine geladen. Da alle geläufigen Netzbrowser wie Netscape. Mosaic o.a. diese Sprache unterstützen, kann der gleiche Programmcode auf jeder der gängigen Plattformen, wie PC, Macintosh oder Workstation in gleicher Form ablaufen.

Einem intensiven Einsatz dieser technischen Alternative steht heute noch die Tatsache entgegen, daß die in Java geschriebenen Applikationen, genannt applets, relativ klein zu halten sind und die Ablaufgeschwindigkeit in vielen Fällen nicht ausreichend ist. Hinzu kommen die derzeit noch sehr häufig anzutreffenden Überlastungen des Netzes, die unzumutbare Wartezeiten bedingen.

Ohne Zweifel sind jedoch die mit der Sprache Java gegebenen Möglichkeiten interessant, um der Verteilung anregender und didaktischer anspruchsvoller Übungsmaterialien zu unterstützen. Dies gilt selbstverständlich nicht nur für Physik, sondern für alle Fächer, bei denen das Üben wichtig und Computerunterstützung sinnvoll ist.

Zur Demonstration dieser neu aufkommenden, technischen Variante wurden in einem Teil des entwickelten Mechanikkurses die xyZET-Simulationen durch Java-applets ersetzt und unter der unten angegebenen Adresse zugänglich gemacht. Im Vergleich mit den Simulationen des xyZET-Originals werden neben der problemlosen und plattformunabhängigen Verbreitung auch die schon angedeuteten Nachteile deutlich. Die Simulationen sind bedeutend einfacher in der graphischen Ausgestaltung, deutlich langsamer in der Ablaufgeschwindigkeit und es treten häufig recht störende Wartezeite durch Netzüberlastung auf.

Es bleibt abzuwarten, in wieweit aufgrund der weiteren Entwicklung auf dem Gebiet der Hard- und Software diese Nachteile in Zukunft aufgehoben bzw. gemildert werden können.

Weitere Hinweise

Das Programm xyZET wurde unter HP-Unix entwickelt. Es ist unter LINUX auf leistungsstarken PC's lauffähig und ebenfalls unter Windows95 bei Verwendung eines kommerziellen Zusatzpackets (x-server).

Weitere Informationen zu xyZET: http://www.ipn.uni-kiel.de/work/a7.1/xyzet

Weitere Informationen zu Java/xyZET: http://www.ipn.uni-kiel.de/java/xyzet_viewer.html